über Schiedstellen

Was sind Schiedsstellen?

Die Arbeit an einer Schiedsstelle – ein Podcast

Wenn Zwei sich streiten – entscheidet der Dritte. Immer wieder kommt es zu Unstimmigkeiten zwischen Kunde und Werkstatt/ Händler. Finden Sie keine Einigung, können sie sich an die sogenannte Schiedsstelle wenden. In dieser Podcastfolge sprechen wir mit Albert Köberle, der über 35 Jahre Erfahrung als Rechtsanwalt einer Schiedsstelle hat und erfahren von ihm, woran es meistens scheitert.

Samira Jakobs

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Hallo Herr Köberle, wie kommt man denn als Anwalt auf die Arbeit in einer Schiedsstelle?

Ich bin seit Beginn meiner beruflichen Tätigkeit sehr Autobranchen-affin gewesen. Anfänglich gab es von mir heftige Kritik an der damals noch sehr missbräuchlichen Praxis von sogenannten Agenturgeschäften einzelner Autohändler. Und da gab es auch einige Prozesse, für die ich da verantwortlich war und ich habe mir mit meiner Kritik den Pressesprecher des damaligen Südbadischen Verbandes und der Kfz-Innung eingehandelt. Ich habe dann aber über die Presse sehr sachlich argumentiert und wurde zur Folge auch zu verschiedenen Vorträgen über meine Kenntnisse eingeladen. Als dann der Vorsitzende der Schiedsstellen zurückgetreten ist, war ich bereit das Amt zu übernehmen, weil mich schon damals die sehr hohe Fachkenntnis der Kommissionsmitglieder beeindruckt hat.

Aus was genau besteht ihre Arbeit in einer Schiedsstelle?

Der Kunde füllt zuerst einen schriftlichen Antrag aus, den man auf unserer Homepage findet (www.schiedssstellen.de). Ich leite diesen Antrag dann an die Innung weiter und versuche, wenn dies möglich ist, bereits einen Vorschlag zur Schlichtung zu unterbreiten. Regelmäßig, alle drei Monate, machen wir dann eine Sitzung, bei der alle Fälle, die im Voraus nicht geklärt werden konnten, erörtert werden. Wir machen dann einen Verhandlungstermin und bei diesem Termin haben wir etwa 80% aller Fälle bislang mit einer gütlichen Einigung abgeschlossen. Das ist eine sehr hohe Erfolgsquote.

Wenn in einem konkreten Fall ein Fehler der Werkstatt vorliegt: Was macht der Sachverständige dann konkret?

Ich kann als Jurist, trotz gewisser technischer Vorkenntnisse natürlich nicht jeden technischen Fehler sofort erkennen und dafür haben wir die Sachverständigen. Wenn er einem Betrieb sagt, was er falsch gemacht hat, stößt das manchmal natürlich auf Widerstand, denn der Betrieb geht zunächst davon aus, dass er alles richtig gemacht hat. Aber wenn vier anerkannte Sachverstänige aus der Kommission dem Betrieb sagen, was schief gelaufen ist, akzeptiert er in aller Regel diese fachliche Kritik, die er natürlich vom Kunden nie akzeptieren würde.

Jetzt sind natürlich die Innungsbetriebe gezwungen sich dem Schiedsspruch am Ende zu unterwerfen. Wie finden denn die Betriebe die Institution der Schiedsstellen?

Ja, zunächst finden das die Betriebe natürlich nicht so toll. Ich versuche dann klar zu stellen, dass der Kunde das Recht hat, diesen Antrag zu stellen und wir dazu berufen, uns dazu zu äußern und uns darum zu kümmern. Ich erkläre den Betrieben auch, dass ansonsten ja eine gerichtliche Situation heraufbeschworen werden kann.

Wir sind nämlich nur zuständig, wenn es kein Gerichtsverfahren gibt, also sprich wenn der Kunde nicht schon zum Gericht gegangen ist oder umgekehrt, der Betrieb seine vielleicht noch nicht bezahlte Rechnung schon eingeklagt hat. Ich würde sagen, über 95% der Betriebe akzeptieren uns dann letztlich, weil sie die Beteiligten und die Mitglieder der Kommission kennen. Sie wissen, es sind kompetente Fachleute.

Es gibt bestimmt Fälle, die sich von vornherein hätten vermeiden lassen. Was sind die typischen Punkte, die zu einer Streitigkeit führen und die der Betrieb von vornherein vermeiden kann?

Es gibt natürlich immer bestimmte Fälle, die sich hochschaukeln und die man von vorneherein hätte vermeiden können. Das würde aber auch die Voraussetzung verlangen, dass auch die Betriebe bereit sind mit dem Kunden zu sprechen. Wir erleben oft eine aggressive Stimmung, weil sich die Parteien so emotional hochgeschaukelt haben. Hätten sie im Vorfeld das Problem miteinander genauer besprochen und dem anderen auch mal zugehört, dann hätte man das vermeiden können.

Beispielsweise sagt der Kunde: „Man hat mir eine falsche Auskunft gegeben. Ich habe gefragt, was es kostet so eine Zylinderkopfdichtung zu reparieren und er meinte maximal 1500€. Jetzt bekomme ich eine Rechnung über 3000€.“ Oft helfen da schriftliche Reparaturaufträge, die das Vorgehen genau festlegen. Auch eine Auftragserweiterung sollte dokumentiert werden. Viele Missverständnisse lassen sich durch eine klare, vertragliche Regelung sehr vereinfachen und auch vermeiden.

Sie wollen mehr über die Arbeit in Schiedsstellen erfahren? Hören Sie in unseren Podcast.

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