
Stets die Reichweite im Fokus
Keine Million Elektroautos in 2020
Schon vor Jahren wurde von der Bundesregierung mal das Ziel ausgerufen bis 2020 eine Million Elektroautos auf unseren Straßen zu bringen. Ein Blick in die Statistiken des KBA zeugt von der grandiosen Verfehlung dieses Ziels. Doch warum hat die Elektromobilität nur so eine geringe Akzeptanz?
Eigentlich gibt es schon seit Jahren Elektroautos zu kaufen. Doch der Markt teilte sich lange Zeit in Extreme. So gab es kaum als Automobil zu bezeichnende Einfachfahrzeuge mit abenteuerlichen Konstruktionen, die zu horrenden Kosten niedrige Reichweite bei weitgehendem Komfortverzicht boten. Diese Autos waren auffällig, aber nichts für den Massenmarkt.
Am anderen Ende der Preisliste hat sich in den vergangenen Jahren die kalifornische Marke Tesla etabliert. Der Marke diente ein in Kleinserie produzierter, auf einem Lotus Sportwagen basierender Roadster als Fingerübung für die Markteinführung von inzwischen drei Pkw-Modellen mit hoher Reichweite, viel technischen Gimmicks und atemberaubender Beschleunigung. Für wohlhabende Kunden sind die Fahrzeuge ideal, aber eben nicht für den Massenmarkt. Dazwischen haben eher unauffällig mit dem Nissan Leaf und dem Renault ZOE die ersten bezahlbaren Volumenmodelle in den Markt gefunden. Auch BMW hat mit dem i3 ein alltagstaugliches Elektroauto mit respektabler Reichweite auf den Markt gebracht.
Vom Abenteurergefährt zum Volumenprodukt
Am Fahrzeugangebot mangelte es in den vergangenen Jahren nicht. Allerdings war die Ladeinfrastruktur noch dünn. Es gab diverse Systeme und inkompatible Stecker. Außerdem galten Reisen mit dem Elektroauto lange Zeit als eines der letzten Abenteuer unserer Zeit. Und die Reise mit dem E-Auto war auch nur etwas für Nervenstarke, denn die Reichweitenangst fuhr immer mit. Wie eine austrocknende Pfütze sah die Reichweitengrafik eines E-Autos aus, wenn sich die Akkuladung dem Ende zu neigte. Doch das gehört der Vergangenheit an. Heute ist Reichweitenangst meistens unbegründet und die E-Autofahrer regen sich eher über undurchsichtige Preise an den Ladestationen als über deren zu geringe Anzahl auf.
Aktuell treibt die E-Auto-Gemeinde eher die Ladeleistung ihres Autos um. Wie viele Kilometer Reichweite lassen sich pro Minute nachladen? Hier trennt sich naturgemäß die Spreu vom Weizen, denn E-Autos der jüngsten Generation lassen sich mit rasantem Tempo nachladen. Und das Wissen der Fahrer hat auch zugenommen. Mit nur halb geladenem Akku reist es sich schneller als eine Vollladung abzuwarten.
Für die Ladestation daheim am gemieteten Tiefgaragenstellplatz oder dem eigenen Carport gibt es längst Lösungen. Auch versicherungstechnisch ist das Abstellen eines Autos in Garagen und Parkhäusern momentan weitgehend geklärt.
Und trotzdem wenig E-Autos?
Doch was steht der Elektromobilität dann noch im Wege? Zunächst die Gewohnheit, denn Diesel und Benziner haben schließlich viele gute Seiten. Sie sind vertraut. Noch sind Elektroautos trotz Prämie oft teurer als die Verbrenner. Und die Reichweite ist zwar ordentlich, aber eben doch noch nicht gänzlich auf dem Niveau der Verbrenner. Mit den Ladepausen haben sich viele Autofahrer ebenfalls noch nicht abgefunden. Mancher kritisiert den Rohstoffverbrauch eines E-Autos. So gibt es noch eine Menge Punkte, warum Autofahrer mit dem Elektroauto fremdeln.
Aber 2020 soll das Jahr der Mobilität werden. Zum Kennenlernen sollten einfach mehr Autofahrer ein Elektroauto ausprobieren. Dann erfahren sie die E-Mobilität im realen Betrieb und können Vorurteile abbauen. 2020 ist dafür sicher oft Gelegenheit, denn es kommen dieses Jahr eine Vielzahl neuer E-Modelle auf den Markt.
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Direkt aus der Werkstatt in die DAT – oder so ähnlich. Unser Fachmann in der Unternehmenskommunikation für alles, was mit Werkstatt, Reparatur und Schaden zu tun hat, ist Bernd, gelernter Kfz-Mechaniker und langjähriger Fachjournalist für Werkstattthemen. Eigentlich bekennender Saab-Fan, ist er jetzt auf einen Audi A4 umgestiegen, der auch ein guter Fronttriebler ist. Na wenn das mal keine Autoliebe ist…